Multitasking ist ein Mythos. Was passiert, wenn man mehrere Dinge gleichzeitig tut? Kann man (oder Frau) sich dann tatsächlich zu 100% auf alles was geschieht konzentrieren, oder geraten Zahlen, Daten, Fakten dann vielleicht doch schonmal durcheinander? Als wir am gefühlt sonnigsten Tag im März Ann-Kathrin mit ihrem Andre bei einem Spaziergang durch den Rasteder Schlosspark begleiteten, erzählten uns die Beiden die verrückte Geschichte, wie ihre Liebe an einer Ampel in New York (oder war es Bonn?) begann. Was Multitasking damit zutun hat, erzählen wir euch heute.
Multitasking oder komplexe Arbeitsabläufe?
Das Paarshooting mit Ann-Kathrin und Andre dauerte gefühlt nur einen Bruchteil der Zeit, die wir tatsächlich mit ihnen verbrachten. Wir liefen gemeinsam durch den Rasteder Schlosspark, umrundeten den Ellernteich, kletterten auf Baumstämme und gerieten in Wassergräben. Es war kurzweilig und die Beiden hatten jede Menge Spaß. Wir natürlich auch!
Fotografieren ist tatsächlich anstrengender, als man vielleicht denkt. Weil es so viel zu tun und zu denken gibt! Und weil sich die Situation von Sekunde zu Sekunde verändert. Pläne und Ideen, die wir im Vorfeld gemacht haben, werfen wir häufig während des Shootings zu 100% über den Haufen, weil wir nie vorher wissen können, was passieren wird, wie das Licht ist, ob das Wetter mitspielt und wie gut sich die Menschen, die wir begleiten, auf zwei Kameras einlassen können.
Das Spannendste aber sind für uns immer die kleinen und großen Geschichten, die wir während des Fotografierens hören dürfen. Insbesondere die Kennenlerngeschichten unserer Paare! Wir sehen die verliebten Blicke und spüren den Momenten vor unserem inneren Auge nach. Das ist wie Kopfkino in Blockbuster Qualität, während das Auslösegeräusch unserer Kameras die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet.
Während wir also ein Foto nach dem anderen machten und uns von der Lebendigkeit der Beiden umhüllen ließen, erzählten sie uns, dass es die Liebe auf den ersten Blick tatsächlich gibt! Wir hörten neugierig zu, liefen aber auch mal vor, blieben stehen oder verrenkten uns zwischen tiefhängenden Ästen, um die richtige Perspektive für ein gutes Foto zu finden.
Eine Ampel in New York
Als wir nach dem Shooting auf dem Weg zurück nach Butjadingen im Auto saßen, sagte ich zu Stefan:
„Meine Güte, ist das romantisch! Da lernen sie sich an einer Ampel in New York kennen, verlieben sich sofort ineinander und das, obwohl Andre zwei Tage später nach Deutschland zurückfliegen muss! Und jetzt wohnen sie zusammen. Das ist echt Hollywood, oder?“
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Stefan die Stirn runzelte und dann sagte er:
„New York? War das nicht an einer Ampel in Bonn?“
„Nein. New York!“
„Also ich bin mir ziemlich sicher, dass es Bonn war!“
Wir konnten uns bis zu Hause nicht darauf einigen, welche Version denn nun richtig war und auch in den nächsten Tagen ließ uns die Frage nach dem Anfang dieser Liebesgeschichte nicht los und es ärgerte uns auch irgendwie, dass wir anscheinend nicht richtig zugehört hatten während des Fotografierens.
Ich setzte mich daher irgendwann an den Rechner und fragte Ann-Kathrin und Andre, ob sie Lust hätten, uns noch einmal ihre Kennenlerngeschichte im Detail zu erzählen. Sie hatten Lust! Und so haben wir uns vor einigen Tagen zu einem Video Call verabredet, um das New York Gerücht aufzuklären!
Wie es wirklich war
Okay, vergesst New York! Und vergesst Bonn! Obwohl… An Gerüchten und verrückten Geschichten ist ja meist etwas Wahres dran.
Die richtige Geschichte geht jedenfalls so:
Ein Freitag im Sommer in Frankfurt am Main. Ann-Kathrin ist mit dem Rad in der Stadt unterwegs und sie ist verdammt schlecht gelaunt! Weil sie niemanden finden konnte, der mit ihr zum WorldClubDome gehen will. Das ist ein Musikfestival, das einmal jährlich in Frankfurt stattfindet. Sie hält mit ihrem Rad an einer Ampel (Ja, daran konnten wir uns also noch beide erinnern!) und wird plötzlich von einem angeheiterten Typen angesprochen, der sie fragt, wie man denn am besten zum Festival kommt. Gar nicht gut für Ann-Kathrins eh schon negative Stimmung! Aber bevor sie etwas Unfreundliches antworten kann, fällt ihr der zweite Typ auf, der zwar ebenfalls gut vorgeglüht zu haben scheint, aber einfach verdammt sympathisch aussieht. (Stellt euch an dieser Stelle einen Blitz vor, der zwischen den Beiden einschlägt!)
Also zeigt sie sich von ihrer netten Seite, gibt Auskunft und die drei kommen miteinander ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass die Jungs gegebenenfalls noch ein Festivalticket für den Sonntag übrig haben. Diese Information und die Aussicht auf ein Wiedersehen mit Andre steigert Ann-Kathrins Laune sofort. Es werden Handynummern getauscht und sie sieht sogar über Andres plumpen Spruch „Alle schönen Namen fangen mit A an“ hinweg, bevor sie mit ihrem Rad davon fährt. Andre grinst seinen Kumpel an und sagt: „Handynummer haben wir!“
Das mit dem Ticket klappt dann leider nicht, aber Ann-Kathrin und Andre verabreden sich einige Tage später zu einem Abendessen. Das erste Date verläuft katastrophal. Sie fühlt sich nicht gut. Ihr ist schlecht. Und trotzdem spüren Beide, dass sie zusammengehören. Erst Tage später versteht Ann-Kathrin, dass das die berühmten Schmetterlinge im Bauch waren!
Happy End
Ein verrückter Beginn für eine Liebesgeschichte, oder? Um die Dramatik noch zu steigern, sei erwähnt, dass Andre, der gerade in Frankfurt sein Studium beendet hatte, zwei Wochen nach dem ersten verkorksten Abendessen zurück nach Rastede gezogen ist. (In meiner verdrehten Erinnerung waren das zwei Tage.)
Nachdem sie eine Zeitlang eine Wochenendbeziehung zwischen Frankfurt und Rastede geführt hatten, zog Ann-Kathrin dann zu Andre und seitdem sind Beide unzertrennlich.
Wie war das nun mit New York, Bonn und dieser Ampel? Naja, das mit der Ampel hatten wir ja richtig in Erinnerung. Die Verbindung zu Bonn schlich sich in Stefans Kopf, weil Ann-Kathrin gleich zu Beginn des Shootings erzählt hatte, dass sie in Bonn aufgewachsen ist. Und da auch das Wort New York ein paarmal an diesem Tag fiel, weil sowohl Andre, als auch Ann-Kathrin schon einmal dort waren (allerdings nur während eines späteren gemeinsamen Urlaubes), hat mein Gehirn anscheinend eine romantische Version á la Sex and the City daraus gebastelt.
Wenn man es genau nimmt, ist ja Frankfurt eigentlich ganz ähnlich wie New York … zumindest für Butjenter und Rasteder Verhältnisse. 😉
Multitasking und die Folgen
Auch wenn wissenschaftliche Studien und Artikel belegen, dass Multitasking nicht funktioniert, hält sich das hartnäckige Gerücht, dass Frauen ein bisschen besser darin sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, als Männer.
Während also Stefan entschuldigt ist, weil er als der männliche Part unseres fotografischen Teams beim Arbeiten alles um sich herum vergisst und das Zuhören manchmal bei ihm einfach nicht richtig funktioniert, muss ich mir eingestehen, dass ich anscheinend auch nicht sonderlich aufmerksam war während des Shootings.
Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass es so verdammt viel Spaß gemacht hat, Ann-Kathrin und Andre durch den Sucher meiner Kamera dabei zuzusehen, wie sie eine tolle Zeit miteinander verbrachten. Weit weg von Bonn und noch weiter weg von New York!
Schlussendlich ist es aber auch egal wo diese geschichtsträchtige Ampel stand, an der sich die Beiden zum ersten Mal begegnet sind. Wichtig ist nur, dass sich ihre Wege kreuzten. Wir wünschen uns, dass sie sich ihre Geschichte noch in 50 Jahren immer wieder gerne erzählen.
Weitere Liebesgeschichten
Es gibt so viele schöne (Liebes-)geschichten. Wir sind gespannt auf eure!
Warum wir fast ausschließlich zu zweit fotografieren und wie lange es unsere eigene Liebesgeschichte schon gibt, könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.